Wetterchaos - Auswirkungen auf Wald und Landwirte in Thüringen

„Zu wenig Niederschlag“, „Bauern in Thüringen brauchen Regen“, „Zu trocken“ – Diese Schlagzeilen waren in den letzten Sommern vorherrschend, wenn es um Thüringer Landwirte ging. Die Hitzesommer haben den Bauern und ihrer Ernte heftig zugesetzt.
Dieses Jahr sieht das Wetter anders aus: Unwetter, Starkregen, mehr Niederschlag. Ein Grund für alle Landwirte, um zu jubeln? Wir wollten das genauer wissen.

Regen ist für die Landwirtschaft super

Ein positives Wetter-Fazit zieht Erik Förster von der Agrarproduktion Zorgeland Windehausen: „Grundsätzlich es Regen sehr gut für die Landwirtschaft! […] Wir haben Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben, für die ist es optimal!“ Die derzeitige Gerstenernte werde zwar von dem Regen etwas aufgehalten, aber für andere Kulturen ist der Regen ein Segen. Denn nach den letzten Hitzesommern ist der Niederschlag eine willkommene Abwechslung.

Schäden durch Wetterextreme

Was den Getreidebauern allerdings zusetzt sind Wetterextreme, wie beispielsweise die Hagelschauer, die es in den letzten Wochen und Monaten in Thüringen auch immer wieder gab. Nach Expertenschätzungen kam es beispielsweise auf drei Feldern der Agrarproduktion zu mindestens 32 % Hagelschäden.

„Das ist halt Mutter Natur. Wir produzieren unter freiem Himmel und nicht in einem Gewächshaus. Das ist halt so und das bleibt auch so. Und das ist auch gut so“, so Försters abgeklärtes Fazit zum Schaden.

Obstbauern sprechen von tödlichem Wetter

Was für die einen Bauern Grund zur Freude ist, lässt Chrisante Geier vom Obsthof Geier die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Denn das Wetter ist für ihre Kirschen der Tod: „Wir sind mitten in der Süßkirschernte und wir nennen dieses Wetter Kirschtod-Wetter. Das heißt: Unsere Kirschen platzen bei dem vielen Regen und wir haben Riesen-Verluste. Denn geplatzte Kirschen will ja keiner haben. Mal ein Regen macht nichts, aber dieser anhaltende Regen der letzten Tage ist tödlich für uns.“

Deshalb haben sie auf ihrem Obsthof spezielle Schutzvorrichtungen getroffen: Schutzdächer, um die Kirschen vor dem Schlimmsten zu bewahren. Das klappt aber nicht für alle Obstbäume. Der Rest ist für Chrisante Geier „unternehmerisches Risiko“.

Normales Wetterjahr im Durchschnitt

So ärgerlich der Stark- und Dauerregen für die Obstbäuerin auch ist, so sieht sie dieses Wetterjahr dennoch als normal an. Denn seit 42 Jahren schreibt sie gewissenhaft das Wetter auf und merkt durchaus Klimaveränderungen. Trotzdem lässt sich dieses Jahr noch unter „normal“ verbuchen: „Im Prinzip haben wir in diesem Jahr vom Wetter-Witterungsverlauf ein ganz normales Jahr. Wir waren vom Erntetermin her, im Vergleich zu den letzten heißen Jahren, spät. Aber im vierzigjährigen Mittel liegen wir ganz normal.“

Regen ist gut, aber nicht genug

Horst Sproßmann, Sprecher vom Thüringenforst, freut sich über den Regen für unsere Wälder. Nach drei sehr trockenen Sommern wird die Durststrecke nun beendet. Dennoch sagt er: Das reicht noch lange nicht! „Wenn Sie mit einem Spaten einen Waldboden öffnen, werden Sie schnell erkennen, dass der Oberboden gut durchfeuchtet ist, bis in etwa einen Meter Tiefe. Und dann wird der Boden überraschenderweise doch wieder trocken“, so Sproßmann im LandesWelle Thüringen Interview.
Sein Wunsch an das Wetter: langanhaltender Regen und milde Temperaturen. Denn bei den kurzen Starkregenereignissen regnet es einfach nicht lange genug, damit die Feuchtigkeit auch in tiefere Bodenschichten durchdringt.

Wald-Pläne für die nächsten Jahre

Die Thüringer Wälder kämpfen aber nicht nur mit der Trockenheit, sondern beispielsweise auch immer noch mit dem Borkenkäfer-Befall und auch mit den extremen Witterungsbedingungen, die für Schadholz in den Wäldern sorgen.
Überraschend kommt das Wetterchaos und damit auch die Folgen für die Wälder für Sproßmann nicht. Seit Jahren warnen Klimaexperten, dass wir im Kontext des Klimawandels mit warmen, trockenen Sommern rechnen müssen. Und auch mit Witterungsextremen, die häufiger und auch intensiver werden, erklärt Sproßmann.

Die Pläne für die nächsten Jahre sind deshalb klar: Wiederbewaldung und Waldumbau. „Wir müssen den Wald an den Klimawandel anpassen, mit geeigneten Baumarten und Strukturen“, erklärt Horst Sproßmann weiter.

Wie der Klimawandel unser Wetter beeinflusst und was wir dieses Jahrzehnt noch tun müssen, um das Ruder rumzureißen, können Sie hier nachlesen.

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