Testangebote an Schulen sollen entfallen

Die Abschaffung der Testpflicht hatte in Thüringen bereits für Kritik gesorgt, jetzt möchte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (LINKE) auch das Testangebot aus den Schulen verbannen.
Gegenüber der Deutschen Presseagentur begründete Holter diesen Vorschlag damit, dass Kinder und Jugendliche, die nicht besonders gefährdet sind, nicht zu den vulnerablen Gruppen gehörten und man sich auf die konzentrieren solle, die Symptome zeigen.
Das Testangebot soll, wenn es nach Holter geht, noch zwei Wochen nach den Sommerferien gelten und danach zurückgefahren werden.

TLEV kritisiert den Zeitpunkt

Die Sprecherin der Thüringer Landeselternvertretung, Claudia Koch, findet den Zeitpunkt für so einen Schritt schwierig: „Wir rechnen damit, dass wenn Reiserückkehrer nach Thüringen kommen, dass es dann noch eine Notwendigkeit gibt, zu prüfen, wie entwickelt sich das. Das hatte Herr Holter auch angekündigt: Dass in den ersten zwei Wochen der Schulzeit verstärkt getestet wird. Wir finden, dass es in der Zeit entschieden werden müsste, wie es mit den Tests an den Schulen weitergeht“, so Koch im LandesWelle Thüringen-Interview.

Getestet werden soll dann nur noch diejenigen, die Symptome zeigen. Das sollte dann allerdings nicht mehr in der Verantwortung der Schule liegen, sondern in der des Gesundheitsamtes. Denn nach einem positiven Schnelltest, müsse ohnehin ein PCR-Test gemacht werden, der auch nicht in der Schule stattfinde, so Holter gegenüber der dpa.

Besonders diesen Punkt findet Claudia Koch kritisch: „Denn die Gesundheitsämter sind immer sehr schnell damit, Schüler nach Hause zu schicken, Quarantäne zu verhänden, Schulen zu schließen. Und da befürchten wir schon, dass es wieder starke Einschnitte in den Präsenzunterricht gibt und das wollen wir natürlich vermeiden."

Bis Ende Juni galt an Thüringer Schulen noch eine Testpflicht. Schülerinnen und Schüler, die sich nicht testen lassen wollten oder deren Eltern kein Einverständnis gegeben hatten, durften die Schulen nicht betreten. Diese Testpflicht wurde bereits zum Ende des Schuljahres ausgesetzt. Nun entfällt demnächst wohl auch das Testangebot.

Kosten spielen eine Rolle

Dass auch Kosten bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt haben, sagt Helmut Holter gegenüber der dpa: „Würden wir das Testsystem jetzt weiter so fortführen, dann schätze ich, dass wir nahe an 100 Millionen Euro dieses Jahr insgesamt kommen würden“. Für das Jahr 2022 müsse man dann noch einmal von dieser Höhe ausgehen. „Deswegen ist es auch eine Frage der Verhältnismäßigkeit, in welchem Umfang getestet wird und wie viel Geld der Freistaat insgesamt dafür ansetzen will.“

Diesen Faktor kann Claudia Koch nachvollziehen: „Wir haben kein endlos großes Land, wir haben keine endlos starke Wirtschaftskraft. Vielleicht sollte man aber bedenken, dass die Unternehmen in der Industrie auch noch verpflichtet sind, ihren Angestellten Tests zu ermöglichen. Und ich denke schon, dass der Freistaat hier noch eine Weile in der Pflicht ist, Angebote zu machen.“

Mögliche Szenarien für den Herbst

Helmut Holter sieht, laut dpa-Bericht, drei mögliche Szenarien für den Herbst: Bei einer niedrigen Inzidenz soll das Testangebot direkt in den Schulen wegfallen.
In einem zweiten Szenario könne es an einzelnen Schulen zu einem Infektionsgeschehen kommen. Hier sehe Holter die Verantwortung beim Gesundheitsministerium, das entscheiden müsse, was zu tun ist und wer in Quarantäne muss.
Im letzten Szenario schließlich könnte es zu hohen Inzidenzen in einem Landkreis oder ganz Thüringen kommen. Schulen sollen auch dann geöffnet bleiben, aber: „Dann müssen wir natürlich Infektionsschutzmaßnahmen einleiten: Dazu können feste Gruppen gehören, dazu kann auch Wechselunterricht gehören und das Maskentragen im Unterricht. Dazu kann auch ein Testsystem gehören“, sagte Holter der Deutschen Presseagentur.

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