Denn wer seit 44 Jahren Bademeisterin ist – jawohl, sie nennt sich selbst ganz bewusst so –, bringt nicht nur Erfahrung mit, sondern auch eine Menge Leidenschaft.
Schon mit acht Jahren war für Heidi klar: „Ich will Bademeister werden.“ Gesagt, getan – und geblieben. Ihre Ausbildung machte sie 1980 in Leinefelde, als ausgebildete Schwimmmeisterin arbeitete sie zunächst in Erfurt, bevor sie nach Gierstädt wechselte. Zurück aufs Dorf, zurück zur familiären Atmosphäre, die sie so schätzt.
Ein Freibad wie früher – und doch modern
Das Gierstädter Freibad blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1929 als Feuerlöschteich entstanden, wird es bis heute rund um die Uhr mit frischem Quellwasser gespeist. Das 20 mal 30 Meter große Becken wurde mehrfach modernisiert, zuletzt mit einer glatten, dichten Beckenbeschichtung und einer Edelstahlabtrennung. Für Kinder gibt’s ein separates Planschbecken und seit zwei Jahren sorgt eine neue Rutsche für Freude bei Groß und Klein.Trotz dieser Neuerungen hat sich die Atmosphäre kaum verändert – familiär, freundlich, entspannt. Vormittags kommen Schulklassen zum Schwimmunterricht, ab 13 Uhr öffnet das Bad für die Öffentlichkeit. Und das zu familienfreundlichen Preisen: Erwachsene zahlen 2,50 Euro, Kinder bis sechs Jahre nur einen Euro.
„Wer sich nicht benimmt, fliegt raus“
Heidi Vollrath kennt ihre Badegäste beim Namen – und sie kennt ihre Regeln. „Wer sich nicht benimmt, fliegt raus“, sagt sie mit einem Lächeln, aber ohne jeden Zweifel am Ernst der Aussage. Ihre Autorität ist keine Frage der Lautstärke, sondern des Respekts, den sie sich über Jahrzehnte verdient hat.Dabei ist sie nicht allein: Gemeindearbeiter Steffen Dittmar und Uwe Fliedner unterstützen sie seit Jahren zuverlässig – ob beim Umbau 2003/04 oder im laufenden Betrieb. Auch viele Badegäste packen mit an, vom Papier aufsammeln bis zur Rasenpflege.
Schwimmen als Leidenschaft – Sommer wie Winter
Für Heidi Vollrath ist Schwimmen mehr als ein Beruf. Es ist ihre Leidenschaft, auch im Ruhestand. Im Winter hat sie das Winterschwimmen in Gierstädt etabliert – inklusive Eisrändern, dampfender Körper und entschlossener Gesichter.Bis zum 100-jährigen Bestehen des Freibads im Jahr 2029 will sie noch durchhalten. Wenn jemand das schafft, dann sie.