Waschbär auf dem Grill: zwischen Delikatesse und Artenschutz

Steffen Haaßengier hat im Lindeneck in Weimar einen ungewöhnlichen Schritt gewagt - an zwei Waschbär-Grill-Tagen kommt tatsächlich Waschbär auf den Grill! Der erfahrene Koch mit über 20 Jahren Berufspraxis, hat sich durch Reportagen im Fernsehen und Gespräche mit einem Jäger inspirieren lassen.
Dessen Schilderungen zur Fleischqualität des „Raccoons“ (englisch für Waschbär) machten ihn neugierig – und so wurde aus der Idee ein Menü.

"Wie Lamm oder Wild - nur in mild"


Aber wie schmeckt Waschbär? Davon hat sich LandesWelle Reporter Lukas Fuchs ein eigenes Bild gemacht und durfte probieren:

[zaudio, 3787]

Für Steffen selbst war die Rezeptur ein Leichtes: "Als Koch probierste natürlich immer rum und so habe ich einfach geschaut, was zum Waschbär passen könnte. Es ist ein Wildgericht. Also so ne dunkle Sauce mit Rotwein, Gewürzen und Cola passt perfekt dazu." Überhaupt sind Cola und Kaffee seine Wundermittel in der Küche - in der übrigens alles frisch zubereitet wird - auch der Waschbär! Das Fleisch stammt von einem Jäger, der die Tiere ausschließlich mit Fallen bejagt – eine tierärztliche Fleischbeschau ist selbstverständlich. Das ist auch gesetzlich vorgeschrieben: Denn bevor Waschbärfleisch zubereitet werden darf, muss es auf Trichinellen untersucht werden – kleine Würmer, die beim Menschen schwere Krankheiten verursachen können. Wichtig: Nur Jäger dürfen Waschbären töten und deren Fleisch verarbeiten. Privatpersonen dürfen das nicht!

Waschbär als Beitrag zum Artenschutz


Dass Waschbärfleisch nicht nur schmeckt, sondern auch ökologisch sinnvoll sein kann, bestätigt auch Jäger Silvio Anders aus dem Weimarer Land. Er und seine Jagdgruppe haben bereits Waschbär-Gulasch gekocht und sehen darin eine konsequente Nutzung des Wildes:
„Als Jäger ist man daran interessiert, das ganze Tier zu verwerten“, verrät er uns im Interview. Rücken oder Keule junger Tiere sind besonders gut geeignet – zubereitet wie klassisches Gulasch erinnert der Geschmack laut Anders ein wenig an Rind oder Dachs.

Außerdem sei es für Anders ein "Biss mit Botschaft". In Deutschland gibt es nämlich schätzungsweise über zwei Millionen Waschbären – allein in Thüringen wurden im vergangenen Jahr über 15.000 erlegt. Die Tiere haben keine natürlichen Feinde und gelten als invasive Art, die heimische Ökosysteme bedroht.
Der Verzehr des Fleisches könnte also – so kurios es klingt – einen Beitrag zum Artenschutz leisten.

In Südafrika schon Gang und Gebe


Was im Lindeneck in Weimar erstmal neu ist, steht beispielsweise in Südafrika schon täglich auf dem Speiseplan. Dort gelten Waschbären als echte Delikatesse.
Koch Steffen vermutet, dass es einfach eine Frage der Kultur ist und wünscht sich noch mehr Unterstützung: "Ich hoffe, dass noch mehr Gastronomen auf den Zug aufspringen und die Tiere im Zeichen der Nachhaltigkeit sinnvoll verwenden und einfach mal ausprobieren."

Neugierig geworden?


Wenn Sie Lust haben, sich auf dieses ungewöhnliche kulinarische Abenteuer einzulassen: Der nächste Waschbär-Grill-Tag im Lindeneck steht am 23. August an. Die Veranstalter freuen sich über alle, die mit Offenheit und Interesse kommen.
Und wer privat auf den Geschmack gekommen ist, kann sich direkt an einen örtlichen Jäger wenden – dieser übernimmt alles Nötige und sorgt dafür, dass das Fleisch sicher und genussfertig bei Ihnen ankommt. Mehr Informationen zum Lindeneck finden Sie HIER.

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