4-Tage-Woche: Kahlaer Unternehmenschefin zieht Bilanz nach sechs Monaten

Die Idee einer verkürzten Arbeitswoche ist nicht neu. In den letzten Jahren hat die Diskussion über die Vor- und Nachteile einer 4-Tage-Woche jedoch stark zugenommen. Während einige Unternehmen bereits auf diese Arbeitszeitverkürzung umgestellt haben, sind andere noch skeptisch.

Vor einem halben Jahr hat auch das Kahlaer Familienunternehmen Dr. Eberhardt GmbH das Experiment gewagt. Heute zieht Chefin Constanze Szabo Bilanz. "Grundsätzlich lief das recht gut. Wir hatten sicherlich auch einige Startschwierigkeiten, bevor sich ein guter Rhythmus gebildet hat - sprich, wir wollen ja in vier Tagen das gleiche schaffen, wie sonst in fünf Tagen. Da hieß es einige Arbeitsschritte zu straffen und natürlich statt sonst acht, jetzt neun stunden zu arbeiten", resümiert die Chefin. 

Gewöhnungszeit war notwendig


Die Firma hat sich auf Klebetechniken spezialisiert. Hier wird für die Kunden in der Industrie noch viel in Handarbeit gefertigt. Szabo beschäftigt 20 Angestellte, 17 davon sind Frauen. "Wir sind ein Unternehmen, in dem grundsätzlich nie Überstunden gemacht wurden", erklärt Constanze Szabo. "Das musste dann schon erstmal eine Gewöhnungszeit eingeplant werden, dass man sozusagen die Mehrarbeit abfedert - das hat bei uns schon drei bis vier Monate gedauert. Jetzt sind wir aber soweit, dass wir sagen, das ist eine gute Sache, die wir auch so weiterführen wollen."

Der überwiegende Teil der Belegschaft ist der 4-Tage-Woche gegenüber laut Szabo nun positiv gestimmt, allerdings ist das Modell nicht bei allen gut angekommen. "Wir hatten auch eine Kollegin, die unser Unternehmen verlassen hat für einen Arbeitsplatz mit zwar besserer Bezahlung, aber eben auch mit 40-Stunden regulärer Arbeitszeit." Die verbliebenen Dr. Eberhardt-Mitarbeiter arbeiten derzeit von Montag bis Donnerstag, jeweils neun Stunden plus Pause - kommen also auf 36 Stunden pro Wochen bei gleichgebliebenem Gehalt. Am Freitag ist für alle frei. Eine Mitarbeiterin hab sich laut Szabo allerdings zum Verbleib im 5-Tage Betreib entschieden. 

Nicht für alle Unternehmen leistbar


Obwohl man sich vorerst dazu entschieden hat, die 4-Tage-Woche weiterzuführen, wurden auch nicht alle Erwartungen der Chefin erfüllt. Der Krankenstand sei im Betreib weiterhin sehr hoch gewesen, was sowohl an der Winterzeit als auch an den vielen Atemwegserkrankungen nach der Corona-Isolation gelegen hätte, so Szabo. Hier hofft die Unternehmerin, dass sich die Zahl der Krankmeldungen in Zukunft weiter unten einpegelt. Auch die Wirtschaftlichkeit und Produktivität im Unternehmen hätten sich nicht maßgeblich gebessert, seien aber auch nicht schlechter geworden. 

Grundsätzlich sieht Constanze Szabo in dem Modell 4-Tage-Woche einen guten Benefit für die Mitarbeiter, der gleichzeitig aber auch ein Luxus ist , den sich nicht alle Unternehmen leisten können. "Es wird die Zeit kommen, wo man das mit besseren Rahmenbedingungen einführen kann. Aber wenn ich hier derzeit die Energiekrise habe und die fehlende politischen und auch wirtschaftliche Unterstützung der Unternehmen, dann ist es nicht allen Unternehmen möglich diesen Obolus noch obendrauf zu setzen, sondern hier geht es schlichtweg um Unternehmenssicherung. Viele sind alternativlos, was zum Beispiel Energieträger anbelangt. Wir haben uns da unabhängig gemacht und sind weg vom Gas und vom Stromnetz, deswegen können wir uns das Experiment auch leisten - nicht jedes Unternehmen hat diese Möglichkeiten."

 


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