„Wir verdummen unsere Kinder“

Früher: Brettspielnachmittag und Radtour am Wochenende.
Heute: Smartphone und Fernsehserien.

Früher: Betreutes Spielen im Kindergarten unter Anleitung.
Heute: freies Spiel in der Kindertagesstätte.

Es ist eine forsche These, die der bekannte Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff aufstellt: „Wir verdummen unsere Kinder!“


Winterhoff erklärt dazu im LandesWelle-Interview:
„Das, was maßgeblich schiefläuft ist, dass wir den Kindern die Beziehung zum Erzieher und zum Lehrer genommen haben. Das ist die wichtigste Grundlage, die wir brauchen, um überhaupt eine Psyche bilden zu können. Und wenn wir das vernachlässigen – und das tun wir schon seit 20 Jahren – dann muss man sich nicht wundern, wenn Sie heute einen Blick auf Auszubildende oder Praktikanten haben, dass denen sogenannte Soft Skills fehlen. Das wäre: Arbeitshaltung, Sinn für Pünktlichkeit, Erkennen von Strukturen und Abläufen. Sie können nicht priorisieren, also feststellen, welcher Reiz wichtig ist.“
Und Winterhoff geht sogar noch etwas weiter und zeichnet ein dunkles Bild unserer gesellschaftlichen Zukunft:
„[…] wenn wir da nicht rasch gegensteuern, dann geraten wir – im weitesten Sinne – wieder ins Mittelalter.“
Eine harte These, die er unter anderem durch die neuen Erziehungsmodelle begründet: Wo früher der Lehrer beim Stillarbeiten durch die Reihen ging und den Schülern Wertschätzung oder auch Kritik entgegenbrachte, tritt dieses Beziehungsmodell Lehrer-Schüler beim „neueren“ autonomen Lernen immer mehr in den Hintergrund. Die Folge: Jugendliche bleiben Kleinkinder. Sie drehen sich nur um sich und nehmen letztendlich das ihnen angebotene Bildungsangebot gar nicht richtig auf.

Von zu früher Digitalisierung hält Winterhoff nichts:
„Die Kinder müssen erstmal die Welt entdecken: haptisch! Wenn Sie sich mal vorstellen: Ich habe 12-jährige, die wissen noch nicht mal , dass Moos nicht piekst. Das ist eine Entwicklung, wo wir gegenwirken müssen – außerhalb der Familie. Hier müssen erstmal Basisdinge geschaffen werden, dass das Kind die Welt entdeckt. […] Wenn man sich vernünftig ein Konzept überlegt, dann würde man einem Kind unter 13, 14 gar kein Smartphone geben. Wenn Sie schon sehen, wie Erwachsene damit überfordert sind. Und wenn Sie einem Jugendlichen so ein Gerät geben, muss der begleitet werden. Und möglicherweise auch eingeschränkt werden, wenn man sieht, dass der da dauernd drin ist.“
Für Winterhoff muss sich erst die Psyche entwickeln, dann können wir auch in der digitalen Welt bestehen.

Was sagen Sie dazu?: Verdummen unsere Kinder dank unserer Erziehung? Geben Sie gerne Ihre Meinung ab: 0361 22 22 222

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