Verhangene Schaufenster in Pößneck: Aktion der Einzelhändler

Verhängte Schaufenster, wohin das Auge schaut. Pößnecks Innenstadt präsentiert sich diese Woche gewollt provokant. Denn so wollen die rund dreißig Geschäfte in der Innenstadt, beziehungsweise deren Inhaber und Mitarbeiter, auf ihre Situation aufmerksam machen. Immer mehr Menschen kaufen, statt im Geschäft vor Ort, lieber online von zu Hause aus ein.

Wena Zeitler beteiligt sich mit ihrem Reisebüro Traeger an der Aktion, organisiert zusammen mit der Initiative der Selbstständigen, „Unser Pößneck“, diese aber auch und fasst die Situation zusammen:
„Es ist einfach so,  dass es hier teilweise in Pößneck wie leergefegt ist, kein Mensch zu sehen ist. Und das ist doch schon ein bisschen traurig. Und wir wollen die Leute einfach mal wieder ein bisschen wachrütteln, dass es hier Buchhandlungen gibt, Schmuckhandlungen, Fotografen, Reisebüros, die auch viel zu bieten haben. Und dass das Internet nicht immer die erste Adresse sein sollte für unsere Kunden.“
Die Vorteile gegenüber Online-Händlern liegen für Zeitler auf der Hand: ein persönlicher Ansprechpartner vor Ort, der fachkompetent reagieren kann, ohne dass Kunden ewig in der Warteschleife hängen. Außerdem kenne sie viele Kunden schon seit vielen Jahren und hat ein herzliches Verhältnis zu ihnen.

Auch Cornelia Müller von Zweirad Müller ist genervt von der Online-Konkurrenz. Deshalb macht sie mit:
„Weil wir uns seit Jahren ärgern, dass die Leute vermehrt im Internet einkaufen und dann zu uns kommen und den Service von uns verlangen. Und das geht irgendwo nicht. Wir müssen auch für unsere Leistung entlohnt werden.“
Außerdem drücke das Internet die Preise. Immerhin habe Müller und ihr Mann Ersatzteile vor Ort und damit auch Kosten; nicht zu vergessen die Miete, die sie bezahlen müssen, die bei vielen Internet-Großkonzernen nicht in dieser Art anfällt. Diesen fällt es dann natürlich leichter, günstigere Preise anzubieten.
Wenn das so weitergeht, sieht Cornelia Müller früher oder später schwarz für die Einzelhändler:
„Irgendwann werden in Pößneck viele Lichter ausgehen und Läden zu sein. Irgendwo fehlt dann auch ein Stück Kultur, finde ich. Ein Stadt- und Geschäftebummel ist dann nicht mehr möglich. Dann sieht’s so aus wie’s jetzt aussieht. Und das finde ich irgendwo traurig.“
Pößnecks Bürgermeister Michael Modde steht voll und ganz hinter der Aktion:
„Weil uns das wichtig ist. Wir investieren seit Jahren in unsere Innenstadt, dass die schöner wird und attraktiver und dazu gehören natürlich auch Geschäfte.“

Durch diese Aktion hofft Modde, dass auch zu Hause darüber gesprochen wird und ein Umdenken im Kopf stattfindet.

Aber keine Angst: Freitag sieht die Innenstadt wieder aus wie gewohnt. Denn dann machen sich auch alle Geschäfte hübsch für die Fete de la Musique, die nachmittags und zum Teil bis in die Nacht hinein in der Innenstadt steigen soll.

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