Rehkitzretter haben viel zu tun

Sie sind nachts und im Morgengrauen unterwegs - ihr Ziel: Rehkitze vor dem Mähtod retten. Die Saison für die freiwilligen Helfer bei der Rehkitzrettung hat gerade erst wieder begonnen.

Früh aufstehen lohnt sich

Anja Gerhardt ist Tierärztin und als Rehkitzretterin des Tierschutzvereins Gera unterwegs. Wenn ein Bauer die freiwilligen Helfer der Rehkitzrettung kontaktiert, weil er ein Feld mähen will, geht’s bereits in der Nacht oder am frühen Morgen los. Spontan macht sich ein kleines Team der 25 bis 30 Freiwilligen auf den Weg.  Die Rehkitzretter  sind in weiten Teilen Ostthüringens unterwegs – Von Neustadt an der Orla über Greiz bis hin nach Eisenberg, dort haben sie letztens das erste Rehkitz der Saison gerettet. Viele weitere werden wahrscheinlich folgen. Letztes Jahr konnten die Freiwilligen bei ihren Einsätzen 33 Rehkitze vor dem Mähtod bewahren. Spätestens, wenn man so ein federleichtes Rehkitz mit großen Knopfaugen retten kann, hat sich der Einsatz laut Anja Gerhardt dann schon gelohnt. Bis Mitte Juni werden die Einsätze wohl noch andauern.

Mit Drohne und Wärmebildkamera unterwegs

Bei der Rettung der Rehkitze können sich die Freiwilligen mittlerweile auf neueste Technik verlassen. Mit einer Drohne wird das Feld abgesucht, die ist mit einer Wärmebildkamera ausgestattet und kann so die kleinen Rehkitze im Feld ausfindig machen. Deshalb müssen die Helfer auch immer schon in der Nacht oder im Morgengrauen los, denn wenn es am Tag irgendwann zu warm wird, kann man die Tiere auf der Wärmebildkamera nicht mehr erkennen. Findet die Drohne ein Rehkitz, wird es mit Handschuhen angefasst und mit Gras umwickelt, damit es keinen anderen Geruch annimmt und dann  in einer Box am Rande des Felds gelagert. Sobald der Bauer fertig ist mit Mähen, wird das Tier zurück gebracht. In der Regel beobachten die Rehkitzretter dann noch, wie die Mutter ihr Junges wieder abholt. So ein Einsatz kann mehrere Stunden, manchmal den halben Tag dauern. Nicht nur deshalb, sondern auch weil die meisten Helfer auch noch andere Jobs haben, wird sich beim Retten der Rehkitze abgewechselt. Der Einsatz der Drohne ist ein großer Fortschritt. Das Feld zu Fuß zu durchkämmen ist mühselig und da das Gras oft sehr hoch steht, sind die Rehkitze schwer zu erkennen. Die Helfer müssen auch jetzt noch stark aufpassen, dass sie nicht ausversehen auf die kleinen Tiere drauftreten.

Kein Fluchtinstinkt vorhanden

Warum ergreifen die Rehkitze beim Herannahen der Mähmaschine nicht die Flucht? Laut Anja Gerhardt haben die Tiere in dem Alter noch keinen Fluchtinstinkt. Sie bleiben still liegen, da sie noch keinen Eigengeruch haben und sich so am besten vor dem Fressfeind verstecken können. Bei einer Mähmaschine bringt das aber natürlich wenig.  Selbst die größeren Jungtiere, die schon einen Fluchtinstinkt besitzen,  kommen nicht immer davon, da die Maschinen schnell und mit meterlangen Messern im Feld unterwegs sind. Diesen grausamen Tod zu verhindern, liegt nicht nur im Interesse der Rehkitzretter. Auch für die Bauern selbst hat die Rettung sogar wirtschaftliche Vorteile, weil die Kadaver sonst das Futter, welches aus dem gemähten Gras gemacht wird, kontaminieren können.

Aber auch man selbst kann etwas zum Schutz der Rehe unternehmen. Wer beim Spaziergang durch die Natur auf den Gehwegen bleibt, den Hund an der Leine lässt und allgemein Rücksicht nimmt, hat schon viel getan, damit Mutter und Rehkitz bei der Aufzucht nicht gestört werden.

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