Über 600 Jahre Bratwurstgeschichte in Thüringen
Die Thüringer Rostbratwurst ist seit 2004 ein herkunftsgeschütztes Lebensmittel. Das bedeutet, eine Thüringer Rostbratwurst darf auch nur aus Thüringen kommen und dort hergestellt worden sein. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1404 und findet sich im Rechnungsbuch der Propstei des Arnstädter Jungfrauenklosters. Nicht wenig später, nämlich 1432, entstand das Reinheitsgebot für die Thüringer Wurst, in dem auch die Rostbratwurst aufgelistet wird. In diesem Reinheitsgebot wird geregelt, dass nur reines, frisches und ungezieferfreies Fleisch für die Wurstherstellung Verwendung findet und keine Innereien oder minderwertiges Fleisch hinzugegeben werden durften.
Das erste überlieferte Rezept stammt aus der Ordnung für das Fleischerhandwerk zu Weimar, Jena und Buttstädt vom 2. Juli 1613 und wird heute im Staatsarchiv Weimar aufbewahrt.
Die Füllmasse der Thüringer Bratwurst zeichnet eine halbgrobe bis feine Struktur aus. Die Bratwurst selbst ist mindestens 15 Zentimeter lang und wiegt etwa 100 bis 150 Gramm. Die Rezepte für die Rostbratwurst sind heute mehr oder weniger geheim. Das heißt, jeder Fleischer hat so sein Rezept und diese Rezepte sind regional durchaus sehr unterschiedlich.
Bratwurstäquator und Roster
In die Südthüringer Bratwurst kommen klassisch hauptsächlich nur Salz und Pfeffer. In Mittelthüringen schwört man auf Knoblauch, in Nordthüringen wird gerne mit Majoran gewürzt. Nordöstlich des Rennsteigs, in Thüringen auch als Bratwurstäquator bezeichnet, wird gern Kümmel in die Wurst gemischt.
Unentschieden ist man im Freistaat auch über die Kurzbezeichnung der Rostbratwurst, spricht man nämlich in Nord- und Mittelthüringen von der "Bratwurst", packen die Ostthüringer eine "Roster" ins Brötchen. Der Name Bratwurst stammt übrigens nicht aus dem Verb braten. Bratwurst besteht aus „Brät“, was sich auf die Füllung bezieht.
Vom Bratwurstkönig und Mampf-Sauriern
Weil wir Thüringer unsere Bratwurst so innig lieben, wird ihr hier natürlich auch besonders gehuldigt. So amtiert zum Beispiel derzeit Norbert Abt als 7. Thüringer Bratwurstkönig Norbert I. . Noch in diesem Jahr soll es eine Wahl geben, bei der Norbert I. sein Amt verteidigen kann, oder ein neuer und damit achter Bratwurstkönig den Thron erklimmt.
Noch skurriler wird es am Saurier-Erlebnispfad an der Ausgrabungsstätte Bromacker bei Tambach-Dietharz. Hier liest man vom Fund des "Bratwurstsauriers". Der ungewöhnliche Name des Fossils ist eine Huldigung von amerikanischen Wissenschaftlern, die sich bei ihrem Besuch in Thüringen immer wieder auf die leckere Bratwurst freuten. So gaben die Forscher dem bei einer Grabung im Jahr 1980 entdeckten Ursaurier den Namen "Tambachia Trogollas". Die Bezeichnung ist ans Altgriechische angelehnt und bedeutet so viel wie "Wurst mampfender Saurier".
Auch im 2013er Tatort mit dem Titel "Die Fette Hoppe" dreht sich alles um die Thüringer Wurst und jedes Jahr am 16. August feiern wir offiziell den "Tag der Bratwurst"
Thüringer Bratwurst soll Unesco-Kulturerbe werden
In der Kategorie "Immaterielles Kulturerbe" wurde im Jahr 2021 die Thüringer Bratwurst zur Auszeichnung als Weltkulturerbe bei der UNESCO eingereicht. Sie muss sich gegen sieben weitere Vorschläge Thüringer Traditionen durchsetzen. Erst 2023 möchte sich ein Experten-Komitee darauf festlegen, welches Thüringer Kulturgut das Zeug zum „Unesco-Kulturerbe“ hat.