Gesundheitsrisiko Pendeln: Welche Gesundheitsrisiken haben Pendler?

Imme mehr Menschen pendeln täglich zur Arbeit. Bei einigen kommen da in der Woche mehrere hundert Kilometer Arbeitsweg zusammen. Das kostet zum einen Zeit, zum anderen schadet es aber der Gesundheit der Pendler – sowohl der physischen als auch der psychischen. Was Ärzte dazu sagen: Wir haben für Sie nachgefragt!

Gründe fürs Pendeln


Mehr als 900.000 Thüringer pendeln täglich zur Arbeit und zurück. Gründe dafür sind vielfältig, beispielsweise wenn Arbeitnehmer ein befristetes Arbeitsverhältnis haben. Denn wer zieht für eine Stelle, die er möglicherweise nur ein oder zwei Jahre hat, in eine andere Stadt? Wird die Befristung dann verlängert, verlängert sich das Pendeln in manchen Fällen auf mehrere Jahre.
Ein weiterer Grund sind die hohen Mieten in Ballungsgebieten. Gerade Arbeitnehmer mit mittlerem oder niedrigem Einkommen können oder wollen sich die Mieten oft nicht leisten. Deshalb entscheiden sie sich dazu zu pendeln.
Wer eine halbe Stunde braucht, um für die Arbeit von A nach B zu fahren, verbringt in seinem ganzen Erwerbsleben ein ganzes Jahr hinterm Lenkrad oder auf der Schiene.

Studie: Längerer Arbeitsweg = größere Unzufriedenheit


Diese Zeit tut uns nicht unbedingt gut: körperlich und psychisch. Eine kanadische Studie hat herausgefunden, dass die Länge des Arbeitsweges mit der Zufriedenheit des Arbeitnehmers zu tun hat. Je länger die Strecke ist, desto gestresster und unzufriedener ist der Arbeitnehmer. Denn sie haben durch den langen Anfahrtsweg weniger Freizeit, die sie eigenverantwortlich einteilen können, und das wirkt sich unmittelbar auf ihr Wohlbefinden aus. (Die Studie finden Sie hier zum Nachlesen. )

Die Zeit, die täglich auf der Straße oder Schiene verbracht wird, empfinden die meisten als stressig. Stau oder Verspätungen erhöhen den Zeitdruck und führen zu Frustration. Das wiederum führt zu psychischen und physischen  Einschränkungen.

Grundproblem: sitzen


Besonders der Rücken leidet beim Pendeln, wie Dr. Heike Knaut, Hausärztin aus Kromsdorf (Weimarer Land) im LandesWelle Thüringen-Interview erklärte: „Man sitzt meist eher nach hinten gelehnt. Das ist für den Rücken schlecht – und es ist immer eine Zwangshaltung, in der man sitzt. Außerdem ist man, wenn man fährt, verkrampft, weil man sich konzentrieren muss. Steht man im Stau, wird man noch verkrampfter, weil man vorwärtskommen will. Also für den Rücken ist das eine besonders ungesunde Haltung im Auto.“
Doch auch das Bahnfahren ist nicht besser. Auch in Zügen sind die Sitze nicht rückenfreundlich gestaltet. Oft sitzen die Fahrgäste fläzend in den Sitzen oder vornübergebeugt über den Laptop.

Das Grundproblem liegt für Dr. Heike Knaut im Sitzen an sich. Denn: Wir Menschen sind nicht fürs Sitzen gemacht, sondern fürs Laufen.

„Das Grundproblem ist, dass das Sitzen grundsätzlich nicht gesund ist für den Körper. Der Mensch ist nicht zum Sitzen gemacht. Er ist zum Laufen gemacht.“ (Dr. Heike Knaut)

Als Ausgleich zum Sitzen können Pendler versuchen, Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Dafür müssen sie kein Abo im Fitnessstudio abschließen. Schon mit kleinen Änderungen im Alltag kann viel erreicht werden: Beispielsweise, wenn Sie zum Bahnhof laufen, statt das Auto zu nehmen. Oder indem Sie auf Arbeit die Treppe statt des Aufzugs nehmen.

Herz-Kreislauf-System kann auch gefährdet sein


Neben dem Rücken sind Pendler auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anfälliger. Pendler sitzen mehr und haben mehr Stress, deshalb kann der Blutdruck steigen. „Das würde auch bedeuten, wenn man im Stau steht, wenn man sich konzentrieren muss, ist das fürs Herz-Kreislaufsystem auch eine Belastung. Und damit natürlich auch ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle“, erklärt Dr. Knaut.
Pendler sind durch den höheren Stressfaktor und die steigende Unzufriedenheit auch anfälliger für Infekte, weil das Immunsystem auch erschöpft ist.  

Auch psychische Auswirkungen


Abgesehen von den körperlichen Auswirkungen, hat das tägliche Pendeln auch Auswirkungen auf die Psyche: „Pendler müssen in der Regel früher aufstehen und schlafen dadurch weniger. Sie schlafen auch meist schlechter, weil sie unter Druck stehen, rechtzeitig loszukommen. Sie sind dadurch erschöpfter und haben weniger Freizeit zum Regenerieren. Sie haben dadurch schon mehr Stress, auch ohne die Arbeit.“
Wichtig ist es deshalb auch hier, dass sich Pendler Auszeiten gönnen und sich aktiv erholen.

Das heißt aber nicht, dass das Pendeln automatisch jeden krank macht. Viele Menschen nutzen die Zeit aktiv, um in den Arbeitstag langsam reinzustarten oder runterzukommen. Vor allem Bahnfahrer können die Zeit zur Arbeit und nach Hause auch nutzen, um sich zu entspannen, indem sie Musik oder Hörbücher/Podcasts hören oder Bücher/Zeitschriften lesen. So kann der Arbeitsweg für manche sogar zur Entspannung beitragen.

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