Fischsterben droht im austrocknenden Fluss Apfelstädt

"Ich weiß nicht, wie man das beschreiben soll. Die Menschen sind erbost und wütend, die sind fassungslos über die Argumentation des Ministeriums." Der Ernst der Situation ist Rico Heinemann von der Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“ anzuhören. Dreh- und Angelpunkt der Sorgen und der Wut ist die Apfelstädt, ein Fluss im Kreis Gotha. Seit Jahren passiert es in trockenen Sommern immer wieder, dass der Fluss extremes Niedrigwasser führt oder in Teilen austrocknet. Besonders schlimm war es vor drei Jahren - damals sind zehntausende Fische verendet. 

Lage spitzt sich erneut dramatisch zu 


Genau eine solche Katastrophe wird derzeit wieder befürchtet. In Thüringen hat es im Juni so wenig geregnet, wie nirgendwo sonst in Deutschland. "Der Fluss liegt von unterhalb Tambach-Dietharz bis knapp zum Ortseingang Neudietendorf quasi trocken, da fließt nichts mehr", schildert Heinemann die Lage. "Wir haben eine Flussbreite von nicht mal mehr einem Meter und einen Wasserstand von ein bis zwei Zentimetern." Einer der Hauptzuflüsse der Apfelstädt, die Ohra, führt derzeit gar kein Wasser mehr zu, da dieses für die Trinkwasserversorgung benötigt wird. Dass hier ein ganzes Ökosystem kurz vor dem Kollaps steht, sei bereits sichtbar. Schon jetzt sterben demnach Bäume, weil die Wurzeln nicht so schnell nachwachsen wie das Wasser sinkt. Größere Fische wie Forellen seien laut Heinemann bereits verschwunden, nur ein paar kleinere Arten hätten an verschiedenen Stellen noch überlebt. 

Dass der spürbare Klimawandel ursächlich für die Wassernot in geradezu allen Thüringer Flüssen und Stehgewässern ist, ist eine naheliegende Vermutung. Die BI sieht eine Mitschuld jedoch auch bei den Talsperren und der stromgewinnenden Westringkaskade. Was allerdings jetzt akut für die Apfelstädt und deren Tier- und Pflanzenwelt getan werden muss, darüber gehen die Meinungen von Umweltministerium und Bürgerinitiative weit auseinander.

Was kann getan werden? 


Die Bürgerinitiative sieht das Umweltministerium in der Pflicht, mehr Wasser in die Apfelstädt zu leiten. Zwar werde mittlerweile Wasser aus der Talsperre Wechmar in die Apfelstädt abgelassen. Dieses sei aber ungeeignet die Trockenheit im Fluss auszugleichen, da das stehende, sedimentreiche Wasser dem Fluss-Ökosystem eher schade als helfe. Stattdessen soll Wasser aus den Talsperren Tambach-Dietharz und Schmalwasser abgelassen werden, so die Forderung an das Ministerium. 

Von dort heißt es auf Anfrage von LandesWelle Thüringen, dass genauso viel Wasser aus den Talsperren raus-, wie aus der Quelle der Apfelstädt in die Talsperren reinfließt - dem Fluss wird demnach kein Wasser vorenthalten. Im Gegenteil, dank der im Wasserrecht festgelegten Mindestwasserabgabe sei es bei besonderer Trockenheit sogar mehr Wasser, heißt es im Statement weiter. 

Richtig ist laut Ministerium, dass in der Vergangenheit deutlich mehr Wasser aus den regenreichen Wintermonaten in die Apfelstädt aus der Talsperre Tambach-Dietharz eingeleitet  und der Fluss so quasi künstlich gespeist werden konnte. Dieses Wasser wird nun allerdings zur Trinkwasserversorgung in Erfurt und für ein Wasserkraftwerk genutzt. 

Keine Einigung in Sicht


Die Fronten im Konflikt scheinen verhärtet und eine praktische Lösung in weiter Ferne zu sein. Der Landesanglerverein hat besonders bedrohte Fische bereits in andere Gewässer umgesetzt - sollte es zu einem massiven Fischsterben kommen, drohen Verband und BI mit Klagen. Eine Anzeige  bei der Unteren Wasserbehörde sei bereits erstattet.

Vielleicht gibt es heute Abend ja eine Annäherung: in Apfelstädt gibt es am Wehr eine Abendandacht. Auch Vertreter vom Land sind eingeladen.

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