So soll das Aussterben des Edelkrebses in Thüringen verhindert werden

Hätten Sie es gewusst? Der Edelkrebs, der Steinkrebs und der Dohlenkrebs sind die einzigen natürlich in Thüringen vorkommenden Krebsarten. Früher kannte ihn jedes Kind, heute kann man von Glück reden, wenn man "Astacus astacus", so der wissenschaftliche Name des Edelkrebses, überhaupt einmal zu Gesicht bekommt. Der Edelkrebs, auch als Flusskrebs bezeichnet, ist akut vom Aussterben bedroht und steht auf Thüringens roter Liste ganz oben. "Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, für diese Art ist es eine Minute vor zwölf", beschreibt Andreas Martius, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Gera-Greiz, die Situation im LandesWelle-Interview. 

Die Region um Zeulenroda-Triebes ist Zuflucht der letzten größeren Vorkommen in Thüringen


Eine Pilzerkrankung macht dem Edelkrebs besonders zu schaffen. Die sogenannte Krebspest wurde mit amerikanischen Flusskrebsen eingeschleppt, die ursprünglich zur Aquarienhaltung importiert worden sind. Einmal in unserem Ökosystem angekommen hat, dieser Pilzerreger dem Edelkrebs dramatisch zugesetzt. Die Krebspest ist eine der tödlichsten bekannten Tierseuchen!

Bleiben sie auf sich gestellt, ist das Schicksal der Thüringer Edelkrebse besiegelt. Genau das will der NABU mit allen Mitteln verhindern und setzt auf die Hilfe der Thüringer Naturfreunde. "Wir haben von einem alten Züchter einen Teich übernommen und ihm den Krebsbestand abgekauft", berichtet Martius. "Dort haben wir jetzt einen Bestand von etwa 1000 Krebsen, die wir versuchen, in sichere Teiche auszudünnen." Neben Teichen, die die Naturschützer selbst überwachen, können sich auch andere Interessierte melden, um einige Tiere im eigenen Teich aufzunehmen und den Bestand zu vermehren. 
 

Wie sieht ein krebsfreundlicher Teich aus? 


Diese Teiche müssen möglichst ohne Anschluss an ein Fließgewässer sein und möglichst kaum Raubfische enthalten. Gerade wenn man mit einem kleinen Krebsbestand startet, sind Raubfische nämlich ernstzunehmende Fressfeinde, die verhindern, dass der Bestand wächst. Krebse sind Einzelgänger und müssen sich zurückziehen können. Das Gewässer sollte laut Andreas Martius deswegen möglichst auch viele Höhlen und Unterstände als Versteckmöglichkeiten bieten, die könne man aber auch künstlich schaffen. Außerdem braucht der Edelkrebs lehmige Ufer. 

Wer einen geeigneten Teich zur Verfügung stellen und für die Sicherheit die Edelkrebse sorgen kann, kann sich über die Website des NABU-Kreisverbandes Gera-Greiz melden. Das Ziel ist eine Art Krebs-Schneeballsystem zu schaffen: wer Erfolg bei der Zucht hat, gibt Edelkrebse an weitere Interessierte weiter. 

Das kann man ansonsten für den Edelkrebs tun 


  • Kein Aussetzen fremdländischer (amerikanischer) Krebsarten, was auch per Gesetz streng verboten ist. Auch sollten solche Krebse nicht in Gartenteiche eingesetzt werden, da alle Arten sehr gut über Land wandern.
  • Kein Einsatz von Raubfischen in Edelkrebsgewässer, insbesondere Teiche. Das gilt vor allem für Aal, Barsch, Hecht und Zander. 
  • Keine Wasserverschmutzung durch Gülle, Insektizide und Chemikalien.
  • Keine Übertragung der Krebspest. Die Seuche verläuft 100% tödlich für einheimische Krebspopulationen. Es ist darauf zu achten, dass Geräte oder Stiefel, die in anderen Gewässern genutzt wurden, vor der Nutzung in Edelkrebsgewässern vollständig austrocknen. 
  • Kein längeres trockenfallen lassen der Teiche nach dem Abfischen, da selbst bei sorgsamem Absammeln und Zwischenhältern der Krebse nur ein Teil des Bestandes gefunden wird. Jedes Tier zählt!
(Quelle: Aktion "Rette den Edelkrebs")

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