Bundestag entscheidet über Organspenden

Ein kleiner Ausweis, der Leben retten kann: der Organspendeausweis. Mit der Entscheidung, ob Sie nach Ihrem Tod Organspender werden wollen, müssen Sie sich zur Zeit noch ganz alleine tragen. Sobald Sie sich dafür entscheiden, füllen Sie einen Organspendeausweis aus und sprechen mit Ihrer Familie.
Doch immer noch zu wenig Menschen befassen sich mit dieser Vorstellung und Entscheidung, die vielen Menschen nach dem eigenen Tod das Leben retten könnte.
Der Bundestag entscheidet an diesem Donnerstag um 9.00 Uhr nun, wie die Regelung in Zukunft aussehen soll.

Entscheidungslösung vs. Widerspruchslösung.


Bislang greift die Entscheidungslösund. Sie sind nur dann ein Organspender, wenn Sie dies ausdrücklich wollen und auch schriftlich mitteilen. Dies geht über einen Organspendeausweis, den Sie ausgefüllt bei sich tragen.
Bei der Entscheidungslösung, die der Bundestag 2012 beschlossen hat, sind Krankenkassen und Versicherungen verpflichtet, ihren Kunden regelmäßig Informationen über die Organspende zukommen zu lassen.

Die Widerspruchslösung sieht vor, dass Sie automatisch Organspender sind. Wollen Sie das nicht, müssen Sie aktiv werden und zu Lebzeiten widersprechen.
Wichtig ist hierbei für Sie zu wissen, dass Sie auch bei der Widerspruchslösung nicht verpflichtet sind, Ihre Organe zu spenden. Diese Regelung soll den Weg, Organspender zu werden, lediglich vereinfachen und die Zahl möglicher Spender erhöhen.
Sollte die Entscheidung im Bundestag zur Widerspruchslösung positiv ausfallen, sollen ab dem 01. Oktober 2022 alle Bürger grundsätzlich als Spender gelten.

Deutschland im internationalen Vergleich der Organspenden Schlusslicht


Auch im letzten Jahr ist die Zahl der Organspenden in Deutschland wieder zurückgegangen: von 955 (2018) auf 932. Die Zahl der gespendeten Organe sank entsprechend auch von 3113 auf 2995.
Deutschland erhält somit von Eurotransplant mehr Organe, als es eingebracht hat. Eurotransplant übernimmt die Verteilung der Organe innerhalb der acht beteiligten Länder.

Auch in Thüringen ist die Zahl der Organspenden zurückgegangen: 27 Stück waren es 2019, zehn weniger als im Vorjahr. Die Zahl der gespendeten Organe sank damit von 116 auf 68.

Die Widerspruchslösung ist bei den anderen europäischen Ländern der Favorit: In 23 von 28 europäischen Ländern gilt die Widerspruchslösung, beispielsweise in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Spanien, Tschechien, Ungarn oder Frankreich.

Fragen & Antworten rund um den Organspendeausweis

Wo bekomme ich den Organspendeausweis?

Sie bekommen den Ausweis zum Beispiel in Apotheken, Krankenhäusern, bei Ihrem Arzt oder beim Einwohnermeldeamt. Sie können ihn sich aber auch hier downloaden, ausdrucken und ausfüllen.
Sollten Sie keinen Organspendeausweis haben, entscheiden Ihre Angehörigen.
Sobald Sie einen Ausweis ausgefüllt haben, sollten Sie diesen auch dauerhaft bei Ihren Papieren mittragen.

Muss ich alle Organe spenden?

Sie selber entscheiden, ob Sie ohne Einschränkungen spenden wollen oder ob Sie nur bestimmte Organe freigeben wollen.
Wer Ihr Organ / Ihre Organe schlussendlich aber bekommt, dürfen Sie nicht mitentscheiden.

Welche Organe kann ich spenden?

Mit einer Organspende können bis zu sieben Leben gerettet werden.
Folgende Organe können transplantiert werden:

  • Herz
  • Lungen
  • Leber
  • Nieren
  • Bauchspeicheldrüse
  • Dünndarm
Die Organe werden unmittelbar im Rahmen einer OP von einem Spender in einem Entnahmekrankenhaus entnommen und nach dem Transport auf einen Empfänger im Transplantationszentrum übertragen.

Es können auch folgende Gewebe transplantiert werden:

  • Augenhornhaut
  • Plazenta/Amnion
  • Herzklappen
  • Blutgefäße
  • Haut
  • Knochen
Die Gewebe werden nicht unmittelbar übertragen, sondern aufbereitet und in Gewebebanken zwischengelagert.

Am häufigsten werden Nieren verpflanzt. Eine Nierenspende hat zeitgleich auch die größten Erfolgschancen.

Wie wird vor einer Organspende überprüft, ob ich auch wirklich tot bin?

Es gibt immer wieder kritische Stimmen, die darauf hinweisen, dass sich selbst Hirntote noch bewegen oder Hautreaktionen zeigen können. Sie bezweifeln, dass mit letzter Sicherheit gesagt werden kann, dass der Hirntote nicht vielleicht doch noch etwas spürt.
Dabei ist das Risiko, dass es Fehler bei der Feststellung des Hirntodes gibt, bei einem Organspender sogar niedriger als bei anderen Patienten. Bei einer Organspende müssen zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod feststellen. Ein Verfahren, das normalerweise nicht praktiziert wird.
Wird bei einem möglichen Organspender der Hirntod festgestellt, werden die intensivmedizinischen Behandlungen bis zur Organspende fortgesetzt. Bei Nicht-Spendern werden die Maschinen nach der Hirntod-Diagnose abgestellt.

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